FAQ
Noch Fragen? Hier gibtʼs Antworten zu den wichtigsten Themen. Du wirst hier nicht fündig? Dann kontaktiere uns gerne!
Was läuft schief an Kulturinstitutionen?
Auf der internen institutionellen Ebene haben wir es in der Regel mit extremen monetären Ungleichheiten, Intransparenz in Bezug auf Entscheidungsfindungen, bürgerlicher Exklusivität, steilen Hierarchien, Prekarisierung und Machtmissbrauch zu tun. Die aktuelle Kürzungspolitik erhöht den Konkurrenzdruck zusätzlich. Folgen sind ein Klima der Angst, Isolation und Entsolidarisierung unter Kolleg*innen.
Auf der Ebene der gesellschaftlichen Akzeptanz und Legitimation beobachten wir zunehmend Angriffe antidemokratischer Kräften sowie Publikumsschwund bzw. ein wachsendes Desinteresse an Kulturinstitutionen insgesamt. Partizipationsprojekte und punktuelle Teilhabeformate halten wir in Anbetracht der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung für nicht ausreichend.
Was ist mit „Öffnung“ gemeint?
Commonizer*innen schließen sich freiwillig zu Produktionskollektiven zusammen. An einem Theater werden etwa Kostüm-, Masken- oder Bühnenbild nicht als Dienstleistungen verstanden, sondern als gleichwertige Faktoren innerhalb des Entstehungsprozesses einer gemeinsamen Arbeit. Nicht die Vision einzelner wird umgesetzt, sondern der gesamte Arbeitsprozess wird als Kunst von Gleichrangigen begriffen.
Cultural Commons sollen dabei immer offen und zugänglich für das Engagement von neuen Interessierten sein, damit keine hermetische Gemeinschaft von Begünstigten oder Besitzer*innen entsteht. Aktive Organizing-Prozesse werden kontinuierlich fortgesetzt.
Was bedeutet „Commoning“?
Wir verstehen Commoning als prozessuale Kunstform, die sich durch solidarisches Miteinander, Selbstorganisation durch Gleichrangige und sorgendes, selbstbestimmtes Wirtschaften auszeichnet. Commoning ist sowohl Kunst als auch soziale Arbeit und gesellschaftliches Design. Commoning Art wird bislang weder in Förderprogrammen der Freien Szene noch im kulturinstitutionellen Rahmen oder bei Ausschreibungen von Preisen und Ehrungen berücksichtigt. Das wollen wir ändern.
Was ist eine Commons Public Partnership (CPP)?
Wir streben die rasche Umsetzung von bundesweiten Modellprojekten an, die auch eine neue Rechtsform implizieren. Bei einer Commons Public Partnership handelt es sich um eine vertraglich ausgestaltete Vereinbarung zwischen Commonizer*innen und der zuständigen Kulturverwaltung. Das kann die Kommunal-, Länder- oder Bundesebene betreffen.
Sowohl die offene Struktur als auch die radikaldemokratische Form sollten vertraglich verankert werden. Es geht bei einer CPP um die legale Anerkennung von Selbstverwaltungsrechten.
Was bedeutet „Radikaldemokratie“?
Radikaldemokratische Strukturen sind ein Sammelbegriff für Organisationssysteme, bei denen Entscheidungskompetenzen auf alle Beteiligten gleich verteilt sind und nicht bei Abteilungsleiter*innen, Intendant*innen und anderem „Führungspersonal“ liegen. Wenn sich die Basis zur Vereinfachung von Entscheidungsfindungsprozessen für die Wahl von Delegierten entscheiden sollte, werden diese grundsätzlich mit einem imperativen Mandat ausgestattet und bleiben jederzeit abwählbar.
Was bedeutet „Organizing“?
In einer Gesellschaft, die überwiegend hierarchisch und autoritär organisiert ist, müssen Strukturen der Selbstverwaltung erst erlernt und sorgfältig organisiert werden, damit die Mitbestimmung aller möglich wird.
Das Desinteresse an Kunst und Kultureinrichtungen bei der Mehrheit der Gesellschaft hängt sowohl mit Inhalten zusammen als auch mit Ästhetiken. Kulturinstitutionen wirken häufig einschüchternd und laden nicht zum Verweilen oder Gestalten ein. Viele Menschen fühlen sich weder angesprochen noch gemeint.
Wir gehen daher davon aus, dass Modellprojekte von einem Organizing-Prozess im Vorfeld begleitet werden müssen, damit Barrieren abgebaut und lokale Akteur*innen eingebunden werden können. Methoden des aufsuchenden und einladenden Organizings, des Community – oder des Transformative Organizings müssen jeweils an spezifische lokale Umgebungen angepasst werden.
Was ist Awareness?
Bei Awarenessarbeit geht es um den verantwortungsbewussten und achtsamen Umgang miteinander und darum, sich bewusst zu sein, dass es keine diskriminierungs- und gewaltfreien Räume gibt. Awarenessarbeit ist intersektional. Personen, die von unterschiedlichen Diskriminierungsformen betroffen sind oder grenzüberschreitendes Verhalten und/oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, wird Unterstützung angeboten. Es wird parteiisch, konsens- und bedürfnisorientiert mit der betroffenen Person gearbeitet. Für Awarenessteams und Schutzräume sollte im Arbeitsalltag und verstärkt bei Versammlungen und Veranstaltungen gesorgt sein. Diese Arbeit sollte von erfahrenen und geschulten Teams übernommen und kontinuierlich evaluiert und reflektiert werden. Awarenessarbeit wird auch als Prävention verstanden und sollte mit Konzepten wie Transformative Justice und Community Accountability zusammengedacht werden.